Unpräzises Denken
Wie konnte eine so offensichtlich fehlerhafte Theorie sich so lange halten und von derart vielen Menschen als unantastbare Wahrheit angesehen werden?
Auf diese Frage gibt es drei Arten von Antworten:
- Unpräzises Denken
- eingefahrene Gedankenbahnen
- Die psychologischen Hintergründe, warum es manchmal besser erscheint, eine falsche Theorie zu haben, als gar nichts zu wissen.
In diesem Kapitel werde ich zunächst auf die Aspekte des unpräzisen Denkens eingehen und im nächsten Kapitel dann auf die psychologischen Hintergründe dieses Phänomens.
Einige Punkte hatte ich bereits genannt:
- die Vermischung von funktionalen und ästhetischen Systemen
- der begriffliche Trick, natürliche Selektion als “Zuchtauslese” zu bezeichnen und so zu suggerieren, es wäre das Gleiche wie menschliche Zucht
- Die Darstellung von Zufall als gesichertem Fakt, obwohl Zufall eigentlich die Unkenntnis verhaltensbestimmender Faktoren bedeutet
- die suggestive Autorität von allem, was unter dem Deckmantel von Wissenschaft an Aussagen getroffen wird: Die meisten Menschen nehmen Wissenschaft als etwas wahr, dem man unhinterfragt einfach glauben und vertrauen kann. (Und das ist ja auch so für einen Teil der Wissenschaft, zu dem die Evolutionstheorie allerdings nicht gehört.)
- die Vermischung von Beobachtungen mit impliziten Schlussfolgerungen und Interpretationen: Schlussfolgerungen und Interpretationen werden einem einfach mit als Beobachtungen untergeschoben.
- Der lange Zeitraum von vielen Millionen Jahren ist wie eine magische Box, der man alles Mögliche unterjubeln kann, was sonst unmöglich erscheint.
- Die unzweifelhafte Exaktheit und Stimmigkeit und auch der hohe Nutzen der Wissenschaft an einigen Stellen führt dazu, dass unter diesem Deckmantel unplausible Theorien ebenso kritiklos mit durchgehen.
Weitere Punkte sind:
- Wir leben in einer Expertengesellschaft: Die Klärung wichtiger Fragen bleibt in allen Fachgebieten einigen wenigen Experten überlassen und alle anderen verlassen sich auf die Experten und denken dann selbst nicht mehr darüber nach.
- Man trichtert die Evolutionstheorie den Kindern schon in der Schule ein, wenn das Gehirn noch vieles ungefiltert und kritiklos in sich reinlässt. Später werden die so vermittelten Inhalte dann kaum noch hinterfragt.
- Die Wissenschaft kommuniziert die Trennung zwischen unzweifelhaft Bewiesenem und unbewiesenen Theorien nicht klar. In der öffentlichen Wahrnehmung erscheint die Evolutionstheorie als genauso gesichertes Wissen wie das Gravitationsgesetz, obwohl das etwas vollkommen anderes ist.
- Die Wissenschaft wertet bestimmte Arten von Theorien als “unwissenschaftlich” ab, während sie aber gleichzeitig andere Arten von genauso unbewiesenen Theorien (wie z.B. die Evolutionstheorie) so akzeptiert, als wäre ihr Beweis nur noch reine Formsache. Welches Schicksal eine Theorie erleidet hängt davon ab, ob sie zu den Grundannahmen der Wissenschaft (die ebenfalls unbewiesen sind) passt oder nicht. Mit Wahrheitsfindung oder Erkenntnis hat ein solches Vorgehen nichts zu tun.
nächstes Kapitel: Eingefahrene Gedankenbahnen